
Insel Poel, Juni 2024 mit Besuchen von Wismar und Schwerin
Wismar und die Insel Poel zeigen als Begrüßung ihr bedrohliches Gesicht – dunkle Wolken und Platzregen, aber eigentlich ist sie die Insel des Lichtes.
„Der germanische Gott „Balder“, auch „Baldur“ genannt, zum Geschlecht der Asen gezählt, soll einst vor sehr langer Zeit die Insel Poel besucht haben. Nach ihm wurde hier eine besondere Form der Windbretter an reetgedeckten Gebäuden der Insel benannt. Auf einem senkrechten Brett ist oben eine kreisförmige Scheibe, die in drei- bis fünfstrahligen Zacken endet, dargestellt. Die Insel und ihre Landschaft gefielen dem germanischen Gott Baldur außerordentlich gut und deshalb bedachte er sie mit einem besonderen Licht.“
Meine Ferienwohnung gefällt mir sehr gut, vom Balkon und vom Fauteuil hinter der Balkontür sieht man den Kirchsee, der natürlich Teil der Ostsee ist.
Ich mache mich ein bisschen ortskundig und spaziere als erstes zum Strand „Am Schwarzen Busch“, der liegt nur rund 1,4 Kilometer von Kirchdorf genau auf der gegenüberliegenden Seite der Insel. Kirchdorf selbst „schaut“ ja nach Wismar und durch die „U-Form“ der Insel Poel habe ich gar tatsächlich eher das Gefühl an einem See als am Meer zu sein. Wie schön, dann das offene Meer zu sehen.


Inselkirche und Poeler Festungsanlage: „Schon aus der Ferne ist die Poeler Kirche der beherrschende Mittelpunkt der Insel. Die Kirche liegt inmitten der ehemaligen Festungsanlage, deren Wälle noch heute gut erhalten sind. Erbaut wurde das Gotteshaus etwa zwischen 1210 und 1258. Der Turm ist 47 Meter hoch und trägt einen achtseitigen Helm, landläufig auch als Bischofsmütze bezeichnet. Als einzige Dorfkirche Mecklenburgs ist sie von den Resten einer Festungsanlage umgeben. An die Poeler Schlosswälle knüpfen sich reiche Erinnerungen. Der Mecklenburgische Herzog Adolf Friedrich ließ sie aufschütten. Seine Pläne waren, Mecklenburg sollte eine Seemacht, die Insel Poel der Flottenstützpunkt werden.“ (Quelle: Informationstafel vor der Kirche)

Ich fahre mit dem Bus nach Timmendorf. Dort erkunde ich den Strand, das abbrechende Steilufer, genieße das Meer und gehe zu Fuß über Timmendorf Ort zurück nach Kirchdorf – querfeldein, über Seedorf – ein sehr schöner Spaziergang.

Ich „besteige“ den Kickelberg, der mit seinen 27 m auf der Insel Poel herausragt 😊 – man hat tatsächlich einen wunderbaren Blick auf den Kirchsee – und noch ein paar Impressionen der Insel.



Bei Gollwitz liegt auch die Insel Langenwerder, die ein Naturschutzgebiet ist. Neue Eindrücke, schöne fast menschenleere Strände und Steilufer, Wald – ich spaziere von Gollwitz zum Schwarzen Busch und von dort wieder zurück nach Kirchdorf – und lasse mir viel, viel Zeit.
„Der Werder ist eine topografische Bezeichnung für Flussinseln und (seltener) für Inseln in stehenden Gewässern. Weiter bezeichnet Werder eingedeichtes oder aus Sumpf trockengelegtes und als Moorbesiedelung urbar gemachtes Land.“



Heute war ich noch einmal in Weitendorf und heute waren auch die Pferde wieder auf den Salzwiesen – ich könnte ihnen stundenlang zusehen und aufs Wasser schauen – zwischendurch landen dann auch die Graugänse und legen ein Päuschen ein und die Möwen kreisen immer wieder einmal über uns und schauen, ob sie ja nichts versäumen.


Frau Drossert versüßt mir den Tag und den Abschied mit ihrem (wie immer selbstgebackenen) Blaubeer-Streuselkuchen, ihrer Hauslimonade (hmmmmm Rhabarber) und ihrem – weit und breit besten – Kaffee, heute Cappuccino – einfach „himmlisch“. Wir plaudern noch ein bisschen und ich spüre, dass der Abschied sich schon ein bisschen auf meine Seele legt. Frau Drossert ist eine wahrliche Herzensbegegnung auf meiner Reise.

Abschied von einem wahrlich schönen Ort ……………..
Du, liebe Insel Poel, bist ein wahrlich schöner Ort, du berührst, faszinierst und inspirierst mich in der Ganzheit meines Seins.
Du berührst meine Augen, sie sehen das Wasser – hellblau bis dunkelgrau, die Wellen, den Himmel, die Wolken, die auf- und untergehende Sonne, die Farbenpracht der Blüten, das goldene Getreide.
Du berührst meine Nase, sie riecht das salzige Meer, die gestrandeten Algen, das nasse Holz, den geräucherten Fisch, die betörenden Rosendüfte, die heilbringende Kamille.
Du berührst meine Ohren, sie hören die Kraft des Windes, das Rauschen des Meeres, das Geplänkel und den Spott der Seevögel, die Stille in den Salzwiesen, das Lachen der Menschen.
Du berührst meine Zunge, sie schmeckt das Salz in der Luft, die würzige Fischsuppe, den gehaltvollen Kaffee, den fruchtigen Gugelhupf, das besondere Bier, den kühlen Wein.
Du berührst meine Hände, sie tauchen ins Meer, lassen den Sand rieseln, spüren die Steine der eiszeitlichen Vergangenheit, halten das oft Unbeschreibliche im Bild fest.
Du berührst meine Füße, sie wärmen sich im Sand und kühlen sich im Meer, wandern zwischen Dünen, Getreide, Mohn und Wald.
Du wahrlich schöner Ort, den ich nun verlasse, reich beschenkt, nun heißt es Abschied nehmen und doch weiß ich, dass wir verbunden bleiben.
Du berührst meinen Geist, er speichert das Erlebte – damit kann ich – wann immer ich es will – an diesen, wahrlich schönen Ort, zurückkehren.

Schwerin, die Stadt der sieben Seen
Schwerin wirkt auf mich leichter, „unbeschwerter“ und luftiger als Wismar.
Informationen aus dem „Schwerin Reiseführer – eingebettet in die Schönheit seiner Seen“ aus der Bibliothek in Kirchdorf, Stand: April 2006 (darum stimmen auch manche Beschreibungen nicht mehr mit dem heutigen Stand, z. B. im Schloss, überein 😉).
„Neugierig auf Schwerin? Die Stadt ist sehens- und erlebenswert!
„Kiek inn mien Fründ“ sagt der Schweriner und meint es ehrlich gastfreundlich. Ein gewisses Maß an Stolz und Liebe zu seiner Stadt schwingt in dieser Einladung mit. Der Schweriner ist ein typischer Mecklenburger, dem man nachsagt, dass der Stierkopf des Landeswappens seine Gelassenheit, das Maulfaule und mitunter auch die typische Dickköpfigkeit symbolisiere. Alles Unsinn, sagen die Einheimischen: Wenn wir schweigen, denken wir nur intensiver nach. Lassen Sie sich nicht durch Vorurteile täuschen, der Mecklenburger ist herzlich, gastfreundlich und nett. Er vermag es nur nicht auf Anhieb zu zeigen.
Schwerin liegt inmitten seiner Seen. Bis in das Stadtzentrum hinein sind Wasserflächen anzutreffen. Von der Stadt der sieben Seen wird oft gesprochen, das jedoch entspricht nur der Bescheidenheit der Schweriner. Es sind zehn Seen, den kleinen Pfaffenteich im Stadtzentrum gar nicht mitgezählt. …..





Wismar, "alter Schwede"
Informationen / Auszüge aus dem illustrierten Reisehandbuch „Wismar und Umgebung entdecken und erleben“, Bibliothek Insel Poel, aus dem Jahr 2002 von Christel Kindler und Kuno Weldt: Wismar ist nicht aus Ansiedlungen um eine Burg oder ein Schloss entstanden, sondern auf dem Reißbrett, wie ein Blick auf den Stadtplan deutlich macht. Der quadratische Marktplatz sendet die Zufahrtsstraßen mit fast spinnennetzartiger Symmetrie in alle Richtungen. ………
Im südöstlichen Teil des Marktes steht ein auffälliger pavillonartiger Prunkbau: die Wasserkunst. Das aus der Spätrenaissance stammende Bauwerk wurden in den 1970er Jahren restauriert, jedoch unter Aussparung der früheren Brunnenfiguren Adam und Eva.
Der „Alte Schwede“, ein um 1380 erbautes gotisches Backsteingiebelhaus, ist das älteste erhaltende Bürgerhaus der Stadt.“
Zwei bedeutende Kirchen:
- Georgen – sie dient nur mehr für Veranstaltungen und ist bekannt für ihre Aussichtsplattform am Turm, den man mit einem Lift bequem erreichen kann.
- Marien – hier besteht nur mehr der Turm, der weithin sichtbar ist. St. Nikolai ist die dominierende und aktive Kirche in Wismar.
Sowohl St. Nikolai als auch St. Georgen vermittelten mir die beeindruckende Baukunst. Ich stehe in diesen Kirchen und ich glaube, ich schau zum Himmel hoch – fast werde ich ein bisschen „demütig“. Wenn man die nicht immer glorreiche Geschichte ein bisschen zur Seite schiebt, dann muss ich gestehen, diese Bauten sind Meisterwerke und ehrfurchtgebietend.
Wismar bei “Fast”-Regen am 13. Juni 2024 ……………..





—– und bei Sonnenschein eine Woche später 🙂




